von Werner Ch. Leitner
Altersbestimmung mittels Zahnschliffmethode bei Reh- und Rotwild
Aufgrund des Unterkieferstatus ist eine Altersschätzung – mit Ausnahme der Altersschätzung nach der Zahnentwicklung, die nur bei jugendlichen Stücken möglich ist – ungenau.
Vor allem bei älteren Stücken können sich die dadurch erzielten Ergebnisse oft um mehrere Jahre vom tatsächlichen Alter unterscheiden. Während die exakte Altersbestimmung bei Rehwild überwiegend von wissenschaftlichem Interesse ist, ist diese bei Rotwild auch von hohem praktischen Wert.
Die gängigste und nach heutigem Wissensstand als exakt anerkannte Methode ist die Altersbestimmung nach der Ersatzzementmethode nach Mitchell (1963). Bei dieser Methode werden die jährlich stattfindenden Zahnzementanlagerungen zwischen den beiden Zahnwurzeln des M1 durch einen Zahnschnitt oder durch einen Zahnschliff dargestellt. Während für einen Zahnschnitt Spezialsägen notwendig sind, die normalerweise aus Kostengründen nur wissenschaftlichen Institutionen zur Verfügung stehen, liefert die Zahnschliffmethode, die nach einigen Übungen auch für den kundigen Jäger möglich ist, exakte Ergebnisse. Nachfolgend wird diese Methode beschrieben.
An Utensilien für die Herstellung eines Zahnschliffes benötigt man eine feine Metallsäge, einen kleinen Hammer und Meißel, eine Schleifmaschine mit einer Schleifscheibe, einen Handschleifstein und eine ca. 8-fache Lupe.
Herstellung des Präparates
Vorerst wird mittels der Metallsäge vor und hinter dem M1 ein Sägeschnitt geführt, der bei Rehwildunterkiefern ca. einen Zentimeter, bei Rotwildunterkiefern ca. zwei Zentimeter in das Knochengewebe führt. Mit dem längs zum Kiefer angesetzten Meißel wird nun dieser Knochenkeil herausgeschlagen und danach der M1 herausgelöst. Der so gewonnene Zahn wird nun durch ein längsseitiges Anpressen an die Schleifscheibe bis kurz (ca. einen Millimeter) vor dem höchsten Punkt der zwischen den Wurzeln angelagerten Zementzubil-dung beschliffen. Der letzte Millimeter bis zur höchsten Erhebung der Zementzubildung wird mit dem Handschleifstein abgetragen.
Beurteilung der Ersatzzementzonen
Die Ersatzzementzubildung hebt im Laufe der Jahre den durch die Äsungsaufnahme und durch die Wiederkautätigkeit abgenutzten Zahn aus seinem Zahnfach, wodurch der Höhenabnahme des Zahnes durch den Abrieb teilweise entgegengewirkt wird. Die Ersatzzubildungen werden, dem variierenden Stoffwechsel im Winter und Sommer entsprechend, in unterschiedlicher Dichte und Stärke angelagert. Die breiteren hellen Zonen werden als „Sommerzonen“, die schmäleren dunklen Zonen als „Winterzonen“ bezeichnet. Zur Beurteilung des Alters werden die Sommerzonen gezählt. Bei Rotwild errechnet sich das Alter aus der Anzahl der Sommerzonen + 1, da im ersten Lebensjahr noch keine Sommerzone ausgebildet wird. Bei Rehwild errechnet sich das Alter aus der Anzahl der Sommerzonen, da bereits im ersten Lebensjahr eine Sommerzone gebildet wird.
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Jürgen Moser (Montag, 17 August 2015 18:52)
Ein sehr interessanter Beitrag! Darf ich mich bei Dir melden - möchte das auch mal selbst bei Rotwild probieren!
Werner Ch. Leitner (Montag, 17 August 2015 18:54)
Ja - selbstverständlich - ich werde im Herbst auch eine Seminar darüber abhalten!
Weidmannsheil!
Werner Ch. Leitner
werner.leitner@jagdschule-hubertus.at
Ronald Nikolowius Tel. 0172 39 122 67 (Sonntag, 05 November 2017 13:42)
Sehr geehrter Herr Leitner!
Ich habe mit großem Intersse gelesen, dass Sie Seminare über Altersbestimmung an Unterkiefern nach der Zementzonenmethode durchgeführt haben. Ich arbeite seit geraumer Zeit an verschiedenen Lösungen des Erkennens und Darstellens der Zementzonen bei unserem heimischen Schalenwild im Norden Brandenburgs. Führen Sie noch Seminare durch und könnte ich mich zu einer Teilnahme bewerben? Mit freundlichen Grüßen
Ronald Nikolowius
Nikolowius Ronald (Dienstag, 13 November 2018 07:40)
Wenn Seminare von Ihnen zur Altersbestimmung durchgeführt werden würde ich sehr gerne daran teilnehmen.